Roman Seelenbrandt Shortstory

Liebesbriefe

Teil 4


Mittlerweile war es schon wieder Mittwoch, Raimund war seit dem frühen Abend im Park nahe der Drei Bänke an der im zweiten Liebesbrief beschriebenen Eiche, er hielt sich 2 Stunden dort auf, um sicher zu gehen das Katharina ihm nicht auflauert um das Geheimnis seiner Person zu lüften, er trug in der Hand ein kleines selbst gezimmertes Holzkistchen, welches aussieht wie eine kleine Piraten Schatztruhe, die sich auch so öffnen ließ, aus hellem Buche Holz, sie hatte genau die größe für einen Briefumschlag, wäre der Deckel nicht so halbrund hoch geformt wäre es beinah auch so flach wie ein Brief, es sah ganz nett aus, es hatte auch einpaar mit dem Lötkolben eingebrannte Blumenmuster auf dem Deckel, außerdem war die Attrappe des Schlosses eine kleine Herzform, es war sehr kitschig, aber das ist dieses Gehabe ja in seinem ganzen Unterfangen. Nach 2 Stunden, die Raimund die Nähe der Eiche beobachtet hatte, begab er sich zu ihr um die Kiste dort abzulegen, er formte eine Art Nest und legte die Kiste inmitten des Geäst. Natürlich legte er ihr auch den dritten Liebesbrief bei, der wie folgt aussah: „ Hallo Katharina wie sehr ich es liebe, Deinen Namen zu erwähnen, jetzt wo Du hier bist ist der Gedanke an ihn mich noch sehr viel mehr zu tränen rühren, wenn ich ihn whisper, wie ich sehe hast Du Dich hier her gewagt, das freut mich sehr, ich weiss nicht wann Du diesen Brief liest, aber ich freu mich riesig auf diesen Tag. Bei mir ist es jetzt Mittwoch spät Nachts, Dein Bild in meinem Büro wird vom Kerzenlicht bewacht, es ist ein wahnsinnig schöner Anblick, wenn das Licht flackert, es hat den Anschein als würde das flimmern Dein Gesicht zum leben erwecken, als würdest Du Dich für mich bewegen, ein Moment der Real mit dem Glitzern der Kerze in Deinen Augen wahrscheinlich Atemberaubend wäre.

Wiegesagt ist heute der Tag, wo ich mein ersten Liebesbrief in unseren fern des Internet liegenden, ich nenne es mal natural mail ressort, statt E-Mail, lege. Ich denke sehr viel an Dich, dabei weiß ich noch gar nicht wirklich wie Du mein handeln aufnimmst. Deswegen möchte ich mir noch nicht zu sehr die blöße geben, und Dir für heute nur viel mehr für Dein erscheinen danken, ich bin gespannt ob Du antwortest, oder nur dieser Brief verschwindet also sage ich Dir jetzt erst einmal tschüss, denn ich bin Nachtblind, denn ich sage mir das ich ohne Dich noch nie eine Nacht erlebt habe….!“ Dieser Brief war, wie die beiden Briefe zuvor schon, mit dem Computer selbst strukturiertes Briefpapier, wieder in zartem Rosa, in der Mitte diesen Briefes war ein weiblicher Kussmund mit transparenten Farbeinstellungsebenen Komponiert, nichts weltbewegendes, eine Grafik die es tausendfach im Internet zu sehen gibt. Raimund fuhr direkt nach Hause und war sich sicher das Katharina bei dieser Aktion, nicht in der Nähe war um zu sehen wer für die Briefe verantwortlich ist, aber er ist sehr gespannt, ob dieser Brief bis Sonntag entnommen und vielleicht beantwortet werden würde. In der gleichen Zeit hat Katharina wie schon seit Montag auch heute Abend wieder Stress mit Volker, der ihr per SMS die ganze Woche schon eine Szene macht, Katharina hat aufgehört ihm zu Antworten, sie hat gemerkt das es nichts bringt, ein Mann gekränkt in seiner Eitelkeit ist schlecht zu kompensieren, dieses doch sehr zusetzende Intermezzo muss und wird sich nur von ganz alleine durch die Zeit erledigen.

Katharina hat sich geschworen sehr viel Geduld beweisen zu wollen, sie gesteht ja eine gewisse Teilschuld an der Situation zu tragen, es wird sie beruflich auch nicht beeinflussen. Wenn es auch sehr schwierig wird, diesem gänzlich aus dem Weg zu gehen, ist Volker doch nach wie vor der von ihr berufene Vorarbeiter. Sie ist sich sicher, das wenn Volker wieder zur Besinnung kommt, es mit ihm auch wieder ein freundschaftlich geführtes Verhältnis mit sich bringen wird. Nach wie vor nahm Katharina, keine Notiz von den Liebesbriefen, immer noch war sie der Meinung das diese von Volker kamen. Es zogen jetzt 4 Wochen in das Land, während sich die Situation zwischen Volker und Katharina beruhigt hatte, war Raimund sichtlich traurig, denn auch nach den 4 Wochen wurde noch kein Brief von Raimund gelesen, mittlerweile hat er in 4 Wochen 8 solcher Briefe geschrieben, und er denkt sich, das Katharina wohl nur die ersten beiden gelesen hat, weil eben diese in ihr Postfach landeten. Sie ist sich wohl zu fein, für das ausheben eines Schatzes im Stadtpark unter einer Eiche. Raimund sagt sich das er am heutigen Sonntag den letzten Brief schreiben wird und das er Mittwoch noch mal nach sieht ob sich etwas getan hat, aber falls nicht er dieses Vorhaben dann ruhen lässt. Er nahm noch einmal die letzten Atemzüge seiner Motivation auf, und setzte sich mit dem gleichen Füller und der selben vorgehensweise der 8 Briefe zuvor, vor ein Blatt Papier um Katharina tschüss zu sagen. „ Hallo Katharina, ich bin jetzt hier um Dir lebewohl zu sagen, vier Wochen sind seit meinem ersten Brief ins land gezogen, doch Du wolltest mich nicht wahrnehmen, ich hab wie versprochen jeden Mittwoch und Sonntag hier auf ein Zeichen von Dir gewartet, doch meine Sehnsucht nach Dir ist nun ausgeblutet, ich bin der Meinung es hätte schön werden können, hättest Du diesem eine Chance gegeben, aber ich schreibe diesen Brief heute, weil ich ganz fest daran glaube das Du nicht ganz prosaisch bist und vielleicht doch irgendwann, mal neugierig wirst und hier nach siehst.

Deshalb lasse ich die Kiste hier stehen, damit Du weißt mich hat es tatsächlich mal gegeben. Ich denke auch ich werde Dich niemals vergessen, denn noch niemals hatte ich bei einem kurzen Augenblick Deines Anblicks so viele Emotionen. Lebe wohl in ewigem begehren Dein unbekannter natural mail ressort Schreiber. Raimund legte den Brief, sanft wie noch nie zuvor in die Schatulle, nachdem er ihn zum ersten mal küsste und verabschiedete sich noch ein mal flüsternd von Katharina und diesem Ort. Er legte zum ersten mal auch über das Kistchen leichtes geäst, aber so dass das helle Holz der Kiste noch weiter auffällig heraus schimmerte. Raimund erhob sich von dem Ort, der ihm in den letzten 4 Wochen sehr viele Gedanken, Fantasien und Gefühle beibrachte. Raimund fuhr nach Hause und versuchte sein Leben zu normalisieren, vielleicht würde er es ja wagen Katharina auf ein andere Art mal anzusprechen, denn wer Raimund war wusste sie ja nicht. Raimund ging wieder seiner Arbeit nach und ließ sich natürlich auch wieder in seiner Stammkneipe Samstags nieder, in der auch Volker nach wie vor einkehrte ein ums andere mal. Katharina hingegen blieb unter ihren Freunden, auf der Arbeit jedoch ist das Verhältnis mit Volker, wieder stabilisiert und harmonisch, manchmal denkt Katharina in ihrem Single dasein auch mit einem weinenden Auge an Volker zurück, denn ihr hatte der Sex mit ihm schon gefallen, zumal sie derzeit sehr enthaltsam lebt, und Volker der letzte war dem sie Körperlich nah kam. Katharina hatte einige Flirts aber in dem Lokal wo sie gerne ihre Wochenenden verbringt, ist und war sie immer der Meinung, wird sie nie den Mann fürs Leben finden. Also zogen wieder ein paar Wochen ins Land, eines Tages, fühlte Katharina, sich sehr alleine, sie war mit ihren besten Freunden seit mehren Tagen ziemlich heftig verkracht, ein Mann der sie einpaar Wochen um den Schlaf gebracht hatte, hat sie auch wieder verlassen, sie war nur eine gelungene abwechslung, sexuell aber zu Anspruchsvoll, er wollte etwas von ihr was sie nicht bereit war ihm zu geben, jedenfalls nicht nach so kurzer Zeit, in diesem Bekanntheitsgrad. Dabei war sie schon gewillt, ihn fest an sich zu binden, denn sie glaubte schon so etwas wie das Optimum ihrer Gefühle zu fühlen.

Doch er stellte den sexuellen Kick über dem langsam kennen und vertrauen lernen und ging wieder in den Bekanntenkreis zu den Frauen wo er das wohl bekommen würde. Katharina fühlte sich also richtig mies derzeit, mit Volker hat sie seit gut 2 Wochen richtig viel Spass auf Arbeit, denn auch er ist frisch verliebt, was Katharina natürlich freut und auch einwenig erleichtert, doch komischerweise denkt sie seit 3 Tagen verstärkt an Volker, sie weiß nicht wirklich woher das rührt, doch er ist im Moment der einzige Mensch auf Arbeit der sie viel zum lachen bringt. Katharina weiss das wenn sie nur mit dem Finger schnippen würde, Volker sofort alles für sie tun würde. Natürlich macht Katharina keine anstalten, ihm in seiner Liebesaffäre dazwischen zu funken, sie glaubt nach wie vor das Volker nur ein Freund ist. Sie denkt seinem Glück im wege zu stehen nur weil sie sich alleine fühlt, jemand spüren und zärtlich sein möchte, würde ihre Freundschaft dann doch kaputt zerstören. Sie weiss natürlich das sie ihr Herz so schnell nicht wieder verschenken wird und für eine rein sexuelle Geschichte wäre das mit Volker okay, und wenn sie über einpaar Monate geht auch für Volker der Himmel auf Erden wäre. Aber dennoch lässt sie die Finger von ihm, weil sie meint es wäre nicht wirklich ehrlich und dem Volker das zu erklären wäre ihr zu anstrengend. So kommt es, das Katharina sich an seine damaligen Liebesbriefe in all ihrer Einsamkeit von vor circa 3 Monaten erinnerte, sie nahm sie aus dem Buch in ihrem Bücherregal und öffnete sie, sie las den ersten Liebesbrief, knapp 3 Monate nach dem Raimund diesen verfasst hat.

Katharina durchdrang ein wohliges Gefühl der augenblicklichen Zufriedenheit, ihr Bauch fing sogar an zu kribbeln. Also las sie den zweiten Liebesbrief von Raimund, ihr Gefühl wurde noch intensiver, natürlich taten ihm seine Zeilen gut, genauso wie es ihr leid tut das sie die Briefe jetzt erst liest, denn die Idee aus dem zweiten Brief, mit dem Kästchen unter der Eiche im Stadtpark fand sie richtig niedlich. Sie las beide Briefe noch ein mal, legte sich ne halbe Stunde ins Bett und hörte ihre aktuelle lieblings CD. Sie dachte die ganze Zeit darüber nach wer das wohl gewesen sein könnte der ihr diese Briefe schrieb, sie hatte jedoch kein blassen schimmer, zig Gesichter gingen ihr durch den Kopf, Menschen mit denen sie in letzter Zeit einwenig geflirtet hat und auch die Gesichter mit denen sie normale Gespräche führte, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht ausmalen wer von denen nun für diese doch sehr netten Briefe verantwortlich gewesen sein soll.